Montag, 6. Dezember 2010

Wie die Wassermänner den Wels besänftigten

Buchbesprechung: Bohumil Říha: Wie die Wassermänner den Wels besänftigten

Albatros Praha; 1980 (Originalausgabe 1974)



Inhalt:
Heiner, ein kleiner Junge aus dem Dorf Patek, am Moldaustausee gelegen, ist fasziniert von den Lebewesen unter Wasser und vermutet, dass ihn etwas ganz persönliches mit den Wassermännern verbindet, von denen immer wieder berichtet wird.
Als er eines Morgens erwacht wurde er von den Wassermännern entführt und ist nun selber einer. Im Dorf der Wassermännern bekommt Heiner Aufgaben, arbeitet und lernt viele andere Wassermänner kennen. Er findet neue Freunde und irgendwann stößt Heiners Freund Toni zu ihm, der ebenfalls von den Wassermännern entführt wurde und nun auch zu diesen gehört.
Das friedliche Leben im Dorf wird allerdings durch den bösen, riesenhaften Wels gestört, der aus einem erst nicht erkennbaren Grund nicht gut auf die Wassermänner zu sprechen ist.
Heiner und Toni schaffen es allerdings, den Frieden durch einen gefährlichen Plan zu sichern. Als er am Ende jedoch vom Rücken des Welses stürzt wird er ohnmächtig. Er erwacht und liegt wieder in seinem Bett.

Bebilderung:
Das Buch beinhaltet drei ganzseitige und drei doppelseitige Illustrationen. Hinzu kommen sieben große Vignetten. Für die Illustrationen zeichnet der tschechische Illustrator Jan Kudláček verantwortlich.
Es handelt sich um farbige Bilder, entstanden in einer facettenreichen Mischtechnik.
Grün dominiert die Bilder, wobei nur wenige Komplementär- und Warm-Kalt-Kontraste zu finden sind. Hauptsächlich sind Hell-Dunkel- und Farbe-an-sich-Konstraste vorhanden. Dadurch ergibt sich eine dunkle, leicht düstere Atmosphäre. Ein großer Anteil verschiedener Blautöne sorgt zusätzlich für eine passende "Unterwasser-Stimmung".
Die Figuren bekommen durch große Klubschaugen fischähnliche Gesichtszüge und ihre seltsame Behaarung – Algen und andere Wasserpflanzen – lassen sie besonders geheimnisvoll und magisch erscheinen.
Zwar sind die Bilder nicht sehr detailreich, was Bildobjekte anbelangt, doch durch die Technik des Farbspritzens entsteht ein pointillistischer Charakter, der den Augen viele Möglichkeiten zum Gucken gibt.

Text:
Die Geschichte ist im Fließtext von einem allwissenden Erzähler verfasst. Wörtliche Rede wird oft und bei allen Wassermännern und Menschen eingesetzt. Der Text ist auf 81 Seiten und in 29 Kapitel verteilt, die durchschnittlich – Bilder ausgeschlossen – eineinhalb Seiten lang sind. Die Schriftgröße ist 13p, der Zeilenabstand beträgt 1, wodurch es bei wenigstens zwei Kerzen, besser aber einer elektrischen Lichtquelle (vor-)gelesen werden sollte.
Es handelt sich um Haupt- und Nebensätze; und auch Ellipsen sind vorhanden. Allerdings geht der Schwierigkeitsgrad nicht so weit, dass große Schachtelsätze zu verstehen sind.

Kombination aus Bild und Text:
Im Text sind 11 Bilder eingebettet – zwei Vignetten befinden sich bereits vor der Geschichte. Selbst die Vignetten haben, mit Ausnahme einer einzelnen, je eine ganze Seite für sich. Das zeitnahe Betrachten der Bilder beim Leseprozess wird dadurch erschwert. Außerdem gehören die Illustrationen nicht zwingend zu dem ihnen nahestehenden Text.
Zu Beginn des Buches befindet sich im Schnitt alle sechs Seiten ein Bild. Ab der Hälfte steigt diese Zahl allerdings, sodass es mitunter 12 Seiten braucht, bis die nächste malerische Darstellung erscheint.

Material:
Das Buch ist in Leinen gebunden und mit Schutzumschlag herausgegeben worden. Durch die Größe der Papierseiten (rund 20x26cm) ist das Buch nicht für Kleinkinder geeignet.

Zielgruppe:
Die Zielgruppe für dieses Buch beginnt beim Vorlesen frühestens im vierten Lebensjahr. Allerdings ist es besser, das Buch als Geschenk für Kinder bereitzuhalten, die bereits lesen können.
Von der Zielgruppe ausgeschlossen sollten Kinder sein, die den Verlust von Familienangehörigen zu verarbeiten haben oder äußerst empathisch auf diesem Gebiet sind, wobei letzteres durch letzteres durch gute Hilfestellung der Eltern oder anderen negierbar ist!

Zusatzinformationen:
Bohumil Říha (*27.02.1907 in Vyšetice – 15.12.1987 in Prag) war ein tschechischer Kinderbuch- und Romanautor. Er erhielt 1960 einen Sonderpreis des tschechischen Kultusministeriums und 1980 den Hans-Christian-Andersen-Preis. Vor allem in der DDR erschienen seine Werke deutschsprachig.
Jan Kudláček (*03.09.1928 in Dolní Dubňany in Mähren) ist ein tschechischer Illustrator, Maler, Grafiker und Zeichner für Animationstrickfilme.
Das Buch "Wie die Wassermänner den Wels besänftigten" wurde bisher nicht noch einmal neu aufgelegt, ist aber in Antiquariaten ab 5Euro aufwärts zu erhalten, im Internet aber auch günstiger zu bekommen. Es sollte darauf Wert gelegt werden, dass der qualitativ hochwertige Originalschutzumschlag vorhanden ist.

Fazit:
Der Text ist nicht besonders schwer und enthält kaum schwierige Wörter. Die Geschichte ist liebevoll erzählt und übersetzt; und auch die Namen der Protagonisten wurden ins Deutsche übertragen, wodurch die Identifikation des Lesers mit ihnen leichter fällt.
Es gibt verhältnismäßig wenig Illustrationen für die Menge an Text.
Die dunkle, geheimnisvolle Atmosphäre, getragen durch Bild und Wort, sowie der Grundgedanke einer Kindesentführung können für Kinder harten Tobak darstellen. Dagegen ist zu halten, dass diese Zweitschöpfung eine fantastische Welt darstellt, die durch die in der Regel gegebene Erreichbarkeit von Gewässern in unserem Land, die Fantasie unserer Kinder stark beflügeln kann. Kindern, die Angst vor Wasser haben, sollte dieses Märchen allerdings vorenthalten bleiben, da es neben imaginären Geschöpfen wie Wassermännern durchaus reale Wirklichkeitsbezüge wie den riesenhaften Wels gibt, dessen Existenz auch noch von jedem noch so stocksteifen Menschen bejaht werden wird.
Dieses Buch ist durchaus zu empfehlen, allerdings nicht jedem, der alterstechnisch in die Zielgruppe passt.
Als Weihnachtsgeschenk zum Vorlesen vorm Kamin ist es aber allemal zu befürworten.

Bewertung:
Ein kalter Sprung ins Wasser voll dichter Atmosphäre; jedoch mit dem Beigeschmack, nicht für alle geeignet zu sein.

Sonntag, 22. August 2010

Schlafe, liebes Elselein

Buchbesprechung: Hoffmann von Fallersleben: "Schlafe, liebes Elselein"

Der Kinderbuchverlag Berlin, 6. Auflage, 1972

Inhalt
Bei dem Gedicht handelt es sich um ein Ritual zum Einschlafen.

Bebilderung
Die Illustrationen bestehen aus großen Objekten, von denen viele einzeln nebeneinander stehen. Der Hinter- und Untergrund ist in der Regel weiß belassen, sodass Hell-Dunkel- und Warm-Kalt-Kontraste erzeugt werden. Diese führen zusätzlich zu einem intensiveren Erscheinungsbild der einzelnen Objekte.
Die vielen Tiere sind, mit einigen Ausnahmen, eher weniger naturgetreu dargestellt. Sie erzeugen – teilweise auch durch ihre Farbgebung – den Eindruck von Plüschtieren und bedienen in den meisten Fällen das Kindchenschema.
Die Farbgestaltung der Objekte und Lebewesen ist farbenreich, aber nicht bunt, und die Gestaltung zeugt von großem Können.

Text
Der Text ist als Gute-Nacht-Gedicht im Paarreim mit sechszehn Versen geschrieben und auf fünf Doppelseiten verteilt. Die Verse sind sehr kurz, und die große Schrift erlaubt auch ein (Vor-)Lesen bei etwas dämmrigem Licht.
Der Text ist extrem kurz. Die einzelnen Strophen haben keinen direkten Bezug zueinander. Dadurch wird der Lesefluss gestört und der Text lässt sich (von den Eltern) schwerer auswendig lernen.
Der Name "Elselein" kann leicht durch den Namen des Kindes ausgewechselt werden, dem das Buch vorgelesen wird.

Kombination aus Bild und Text
Die schwarze Umrahmung der Objekte grenzt diese vom Hintergrund und den anderen Objekten ab. Die Schrift ist etwa gleich breit wie diese Umrahmung, wodurch sie nicht störend wirkt. Die Anordnung auf den Doppelseiten erzeugt Ruhe, was den Sinn des Textes und des Buches unterstützt.
Lediglich die zweite Doppelseite ist im Vergleich zu den anderen Seiten etwas überfüllt.

Material
Alle Seiten des Buches sind auf Pappe aufgezogen. Dadurch ist es stabiler und für die Zielgruppe gut geeignet. Ein Kind müsste schon sehr lange auf dem Buch herumkauen, bis es aufquillt und die Bilder zerstört würden. Der Buchrücken ist mit Leinen gebunden.

Zielgruppe
Bereits im ersten Lebensjahr kann dieses Buch vorgelesen werden. Spätestens kann dieses Buch herangezogen werden, wenn das Kind die Tierbezeichnungen lernt und Tiergeräusche nachahmt.
Je nach Vorlieben des Kindes, was Tiere anbelangt, kann dieses Buch noch bis ins dritte Lebensjahr Verwendung finden.

Zusatzinformationen
August Heinrich Hoffmann (bekannt als Hoffmann von Fallersleben) lebte vom 02.04.1798 bis zum 19.01.1874. Er schrieb das "Lied der Deutschen", die heutige deutsche Nationalhymne. Außerdem schrieb er viele Kinderlieder, wie etwa "Alle Vögel sind schon da", "Ein Männlein steht im Walde", "Summ, summ, summ" und "Morgen kommt der Weihnachtsmann".
Die Illustratorin Erika Klein lebte vom 04.02.1935 bis zum 03.12.2003 und gestaltete viele dutzend Bücher.
Dieses Buch wurde 2009 neu aufgelegt und ist neben Antiquariaten nun auch im Buchfachhandel erhältlich

Fazit
Die Illustrationen sind sehr schön und kindgerecht. Die Materialien sind ebenso gut für Kinder geeignet, weil sie sich als sehr widerstandsfähig erweisen. Da dieser Text zu den seltener veröffentlichten von Hoffmann von Fallersleben gehört, füllt das Buch diese Lücke sehr gut.
Allerdings ist der gestörte Lesefluss ausschlaggebend, nicht die beste Bewertung zu geben. Dennoch ist dieses Buch zu empfehlen.

Bewertung
Ein kleines, liebevoll gestaltetes Kinderbuch.